Venedig. Du liegst wie eine Perle in der Lagune und glitzerst im gleißend hellen Sonnenlicht. Ein Labyrinth von Gassen und Kanälen, Brücken und Stegen. Ich streife durch die Gassen, orientiere mich an den Schildern, die hoch über mir an den Häusern angebracht sind und mir den Weg weisen – „PER RIALTO“, „PER SAN MARCO“. San Marco – nahezu plötzlich trete ich aus einer Gasse hervor und vor mir liegt der Markusplatz. Ich halte den Atem an, so berauscht bin ich von dieser barocken Halle des Dogenpalastes unter freiem Himmel. Und dieser Himmel – so blau, als wenn ein Venedig-verliebter Künstler selbst zu einem Farbtopf gegriffen und den Himmel eigenhändig in diese Sommerfarbe getaucht hätte – ein paar kleine Tupfen weißer Wölkchen hinzu – perfekt. So präsentiert sich Venedig an diesem heißen Tag im Juni – „La Serenissima“ – die Durchlauchtigste.
Murano. Glasinsel, stehst Deiner großen Schwester in nichts nach. Ich gleite mit dem Vaporetto über das Lagunenwasser auf Dich zu, und Du empfängst mich mit offenen Türen und zeigst das, wofür Du bekannt bist – Glas. Glas in Hülle und Fülle, dennoch nicht langweilig werdend, nicht wiederholend, immer ein bisschen anders und immer ein wenig so, als wenn Du etwas von dem Zauber einfangen könntest in dem schimmernden Quarz. Auf Deinem schwankenden Anlegesteg am Leuchtturm warte ich auf das nächste Vaporetto, das mich zu Deiner anderen Schwester bringen soll.
Burano. Spitzeninsel – in zweifacher Hinsicht. Die Spitzenstickerinnen von Burano stellen seit dem 16. Jahrhundert in der aufwendigen Nedelspitzentechnik „Reticella“ feinste Spitzen. Und die Einwohner Buranos sind – zurecht – stolz darauf. Man findet vielerorts die traditionellen Spitzendeckchen und typischen Andenken, doch auch aktuelle Röcke aus Leinen kombiniert mit der filigranen Spitzenarbeit oder kunstvoll mit Spitze arrangierte Oberteile kann man in exklusiveren Geschäften Buranos käuflich erwerben, wenn die Urlaubskasse dafür reicht.
Burano hat einen unausweichlichen Charme. Bekannt für seine bunten Häuser – jedes in einer anderen kräftigen Farbe und kontrastreich zum Nachbarhaus gestrichen – nimmt es dem Touristen viel von der leichten Hektik der Serenissima. Man kann sich treiben lassen und entdeckt wunderschöne, farbenfrohe Ecken. Wäsche auf zwischen zwei Häusern gespannten Leinen hängt so unspektkulär über den Gassen, dass jeder Tourist in Verzückungsrufe ob des Anblicks von ein paar Handtüchern ausbricht. Und genau das ist es: Es ist so herrlich normal-ungewöhnlich.
Der Appetit und Bedarf einer Pause brachten uns dann zufällig zu einem kleinen Restaurant mit berauschender Lage. „Rosariva“ – hier fühlten wir uns ein paar wunderbare Augenblicke pudelwohl und genossen regionale Köstlichkeiten und – mal wieder – glutenfreie Pasta, ganz spontan!