Ascona / Lago Maggiore

Ich war etwa vier Jahre alt, als mein Papa beruflich für etwa zwei Wochen nach Ascona gefahren ist. Als er wieder nach Hause kam, hatte er in seinem Koffer Esskastanien und kleine Packungen Marmelade und Nuss-Nougat-Creme. Mein Papa schwärmt noch heute von der wunderschönen Zeit am Lago Maggiore, von dem guten Essen und von den gastfreundlichen Menschen.

Als uns unsere Freunde 2011 zu einem Ausflug nach Ascona einluden, zögerte ich nicht lang – da musste ich hin, und rief meinem Papa zu: „Papa, wir fahren nach Ascona!“ Und mein Papa rief zurück: „Wenn Du an der Promenade stehst, ist dort die Herberge Tamaro – dort habe ich übernachtet!“ Und ich entgegnete: „Papa, das ist doch schon fast 30 Jahre her!“

Ihr ahnt, was passierte? Die Herberge Tamaro gibt es immer noch! Als wir uns durch die Gassen Asconas treiben ließen und das wunderbare Panorama an der Promenade in uns einsogen, fiel mein Blick auf ein leuchtend Gelb gestrichenes Haus. An diesem Haus stand in schwungvollen Lettern „Albergo Tamaro“.

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Ich traute meinen Augen nicht. So hatte mein Papa es beschrieben, genau so! Kurzerhand rief ich ihn an – obwohl es wohl ausgereicht hätte, wenn ich mich auf den Monte Verità gestellt und laut gerufen hätte: „Papa! Ich bin in Ascona und – Du wirst es nicht glauben – vor mir liegt die ‚Albergo Tamaro‘!“ So aufgeregt war ich. Und Papa fiel – ebenso laut und aufgeregt wie ich – ein: „Ehrlich?! So, und wenn Du dann links schaust, da ist…“ Und Vater und Tochter unterhielten über 1.000 Kilometer Entfernung die Strandpromenade…

Doch zurück zu unserem Ausflug:

Die Fahrt nach Ascona ging reibungslos. Von Zürich aus fuhren wir bis nach Bellinzona mit dem Zug, dort stiegen wir in eine Art S-Bahn bis nach Locarno, um von dort dann mit einem Linienbus nach Ascona weiterzufahren.

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Keine Verspätungen, keine Unfälle – wunderbare Natur, herrliches Sommerwetter. Nachdem wir den Gotthard-Tunnel passiert hatten, änderte sich die Landschaft: Palmen und riesige Rhododendren, Bougainvilleas und allerlei andere Blumen in kräftigen Farben säumten den Weg. Die Sonne schien ein bisschen wärmer, der Himmel war ein bisschen blauer.

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Aber – ach – Ascona! Ein ganz besonderes Flair geht von diesem Örtchen aus. Die Maler, die am Ufer des Lago Maggiore sitzen und die riesigen Maronenbäume auf ihren Leinwänden einfangen, das klare Wasser, welches die warmen Füße so herrlich kühlt. Die kleinen verwunschenen Gassen mit den prachtvollen Hinterhöfen, in denen die schönsten Blumen blühen und die größten und stolzesten Palmen und prachtvolle Villen stehen. Das Geräusch, wenn der laue Wind durch die Palmenblätter streicht – ein Rascheln und Rauschen.

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Es ist schon ein bisschen „La Dolce Vita“ in diesem Kanton zu spüren; nun ja, nur ein kleiner Schritt und man ist in „Bella Italia“.

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Auf dem Rückweg befiel uns ein leichtes Hungergefühl. Essen in Ascona direkt am Lago Maggiore ist vielleicht eine gute Idee, wenn man das nötige Kleingeld hat. Als Normal-Sterblicher sollte man sich das allerdings gut überlegen, wenn man nicht 18,00 EUR für drei kleine Gläser Wasser bezahlen möchte…Parallelen zu lebenden Personen sind rein zufällig…

Kurzum wir kehrten in Locarno in eine kleine Pizzeria ein, die zugegebenermaßen keine glutenfreie Pizza auf der Karte hatte – daher bleibt sie hier auch namentlich unerwähnt. Der Salat jedoch war anständig, nichts Weltbewegendes, aber er machte satt, war frisch und völlig in Ordnung.

So schön es hier im Süden der Schweiz auch war, wir mussten so langsam den Weg zurück nach Zürich antreten. Was ich ja an dem öffentlichen Verkehrsnetz der Schweiz wirklich zu schätzen weiß, ist die Pünktlichkeit: Ohne Probleme ging es von Locarno aus wieder bis nach Bellinzona und von dort wieder nach Zürich – ohne die kleinste Verspätung.

Im Zug waren nur gut gelaunte Menschen, und auch wir trällerten unserem damals 1-jährigem Patenkind gutgelaunt Kinderlieder vor, an die wir uns ausschnittweise erinnern konnten. Nahtlose Übergänge zwischen „Und ich steh auf der Brücke und ich spuck in den Kahn, ja da freut sich die Spu-hu-cke, dass sie Kahn fahren kann“ und „Hört Ihr die Regenwürmer husten“ sowie „Alle die mit uns auf Kaperfahrt faaaahren“ bis hin zu „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ – selbstverständlich in allen Variationen – angefangen bei „a“ aufgehört bei „ü“. Die Mitreisenden, sofern des Deutschen mächtig, trällerten mit oder ließen sich den Refrain erklären und stimmten dann doch im feinsten Deutalienisch oder tiefstem Schwiizerdütsch mit ein – das Kind freute sich und schlummerte irgendwann die schönsten Kinderträume.

Und draußen setzte langsam die Dämmerung ein. Eine verschlafene Stille breitete sich über alle Reisenden aus und ein tiefer zufriedener Seufzer entrann sich unserer Kehlen.

„Werd‘ ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch, Du bist so schön…“ (frei nach Goethe, aber bitte ohne Mephistos Konsequenz).

Träumerische und in Erinnerung schwelgende Grüße,

Euer Frøken Fluesvamp

 

5 Kommentare zu „Ascona / Lago Maggiore

  1. Mensch, du! Die Fotos sind ja wirklich sagenhaft schön. Richtig malerisch. Genau wie das Ende deines kleinen Berichts. Die Rückfahrt klingt richtig märchenhaft. Und alle stimmen fröhlich mit ein…Ganz so wie das Leben nach Astrid Lindgren sein sollte. 😉
    Total schön. 🙂
    Liebe Grüße

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    1. Ach liebe Jenny, vielen, vielen lieben Dank für dieses wunderbare Kompliment 😊. Astrid Lindgren ist mein ganz großes Vorbild. Sie ist für mich der Inbegriff von Menschlichkeit. Und daher freut es mich umso mehr, dass Dir dies zu meinem kleinen Beitrag eingefallen ist. Das bedeutet mir echt viel! Ich finde, jeder sollte sich ein kleines bisschen „Bullerbü“ im Herzen bewahren. Oder, um es mit den Worten von Astrid Lindgren zu sagen: Sei frech und wild und wunderbar!
      Ich wünsche Dir einen wunderbaren Tag 😉 und verspreche weitere Reiseberichte!

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      1. Im Herzen ein kleines bisschen Büllerbü. SO ein schöner Satz! Den merk ich mir mal. 🙂 Die Kinder aus Büllerbü waren so mit die ersten Bücher, an die ich mich bewusst erinnern kann, sie als Kind gelesen z haben. Die und die Kinder aus der Krachmacher Straße… 🙂
        „Sei frech und wild und wunderbar!“ gefällt mir gut. Scheint ja auch zu passen. Wobei „Olaf7976“ das wohl besser beurteilen kann. 😉
        Im Herzen ein bisschen Bullerbü. Ich werd`s heute mal versuchen und wünsche dir ebenfalls einen wunderbaren Tag und ein schönes Wochenende.

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  2. Nach wie vor immer noch mein Lieblingsplätzchen hier in der Schweiz! 😃🇨🇭
    Ich liebe Ascona!! Das war ein zauberhafter, unvergesslicher Tag mit euch! ❤️
    Danke für den wunderschönen Bericht – ich könnte mich schon wieder in den nächsten Zug setzen und hinfahren! 🙂🚞

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