Zermatt / Glacier-Express

Mehr Reiseberichte also – nun gut:

Wir schreiben das Jahr 2012.

Und im Hintergrund läuft die Star Trek-Melodie *ahaaaa hahahahahaaaaa ahAAAAA hahahahahaaaa*

In einem Anflug von Spontaneität buchten zwei uns bekannte und in der schönen Schweiz lebende Deutsche Tickets für vier erwachsene Menschlein plus Kleinkind, plus großem Schweizer Sennenhund für den Glacier-Express.

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Doch zurück zum Reisebericht: Der Glacier Express ist die berühmteste Bahn der Welt. Sie führt in rund sieben Stunden von Davos oder St. Moritz nach Zermatt durch die Schweizer Kantone Graubünden, Uri und das Wallis. Die Tagesreise führt durch wunderschöne Berglandschaften, durch tiefe Schluchten, grüne Täler – sofern kein Schnee liegt – unzählige Tunnel und über atemberaubende Brücken. Mit Audio-Guides, die sich an jedem Sitz des komfortablen Zuges befinden und die man in sechs verschiedene Sprachen (deutsch, englisch, französisch, japanisch, chinesisch und italienisch) einstellen kann, wird man durch Thusis, Tiefencastel und Disentis nach Andermatt, Oberwald, Fiesch, Burg, Visp, St. Niklaus ans Ziel – nach Zermatt – geführt. Alles Orte, von denen ich zugegebenermaßen noch nie etwas gehört hatte, außer von Zermatt natürlich.
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(Ich weiß auch nicht, was diese komische Frau da links im Bild gerade macht… :-))
Im Sommer des Jahres 2012 also stiegen vier Erwachsene, ein Kleinkind und ein echt großer Hund im Städtchen Chur bei strömenden Regen in den Glacier-Express.
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An den Panorama-Fenstern liefen die Tropfen herunter, und wir beglückwünschten uns dazu, dem Schietwetter davon zu fahren, denn – so der Schweizer Wetterdienst – im Wallis sollte uns strahlender Sonnenschein erwarten.
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Und so war es unglaublicherweise dann auch. Von Städtchen zu Städtchen, an denen der Schmalspurzug sich im gemütlichen Tempo entlangschlängelte wurde es etwas heller, etwas sonniger, bis der Regen irgendwann ganz aufhörte und blauer Himmel durch die Wolken brach.
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Der Audio-Guide hatte nicht zu viel versprochen: Gigantische Berglandschaften präsentierten sich uns, die Täler saftig grün, neben uns schlängelte sich ein kleines Bächlein durch die Landschaft – so hell und klar und gurgelnd. Aber – Moment – ein kleines Bächlein? Das war der Rhein! Jener reißende Strom, der sich in Schaffhausen mit donnerndem Getöse hinabstürzt, durch vier Länder führt und dann als mächtiger Fluss sogar Städte trennt… Wahnsinn! Sogleich wurden wir über den Audio-Guide aufgeklärt: Der Tomasee wird als Quelle des Rheins angesehen. Und nur hier kann der Strom noch mit einem einzigen Schritt überquert werden. Und wir waren ganz nah dran – auf dem Oberalppass:
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Und wenn nun noch ein Steinbock im gleißenden Sonnenlicht auf einem Bergwipfel gestanden hätte – ich hätte mich nicht mehr gewundert. Völlig verzaubert von der gewaltigen Landschaft schlängelte sich die rot-weiße Bahn durch das Wallis.
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Der Hund schlummerte derweil unter den großzügigen Sitzen, das Kleinkind krähte zufrieden, wir staunten mit offenen Mündern. Die mitfahrende japanische Bevölkerung vermutlich auch, den „oohhhs“ und „aaahs“ nach zu urteilen.
Nur noch ein kleines Stück des Weges, dafür aber geballte Viertausender – die Dufourspitze mit 4.634 m, der Dom mit 4.545 m.
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In Zermatt angekommen streckten wir unsere Glieder und machten uns auf, das kleine, ziemlich touristische, aber dennoch bezaubernde Örtchen zu erkunden.
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Die Hauptstraße Zermatts, links und rechts gesäumt von Souvenirgeschäften und Chocolatiers, führt unausweichlich auf das gigantisch aufragende, 4.478 m hohe Massiv zu – Werbebild der prismatischen Schokoladen-Verpackung: das Matterhorn.
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Das Wahrzeichen, das in Zermatt in allen erdenklichen Schokoladensorten angeboten wird, das es auf Schlüsselanhängern, Ansteckpinns und Kühlschrankmagneten, Flaschenöffnern, auf T-Shirts, Badeshorts, Mützen und natürlich auf Ansichtskarten gedruckt nahezu überall käuflich zu erwerben ist, ist gigantisch. Durch seine spitze Dreiecksform ist es auffallend schön und einmalig.
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Die Einwohner Zermatts erschienen uns bescheiden und bodenständig – selbst wenn Unmengen an Touristen durch die Straßen streiften, blieben sie ruhig, nett und freundlich. Das Walliser Dütsch war für norddeutsche Ohren schwer zu verstehen, doch nachdem wir einen gemütlichen Platz in einem Walliser Stübli (Schäferstube, Riedstrasse 2, 3920 Zermatt) erwischt hatten, bekamen wir auch das serviert, was wir bestellt hatten:
Rösti, Raclette und Fondue – glutenfrei, kein Problem.
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Und ich muss sagen – glutenfrei war’s und lecker auch – aber mir war von der Käsefülle unglaublich schlecht. Ein anschließender Spaziergang durch das Örtchen erschien uns genau das Richtige! Die frische Luft half, doch der Heimweg musste auch wieder angetreten werden, denn wir hatten ein Rückfahrticket gebucht – dies dann aber nicht mit dem Glacier-Express, dafür aber spektakulär mit drei Umstiegen. Die Herausforderung war, die richtigen Gleise gleich zu finden und die Anschlusszüge nicht zu verpassen – gerade in Bern war das keine leichte Aufgabe, die wir allerdings bewältigten. Der Antrieb: Sollten wir die Anschlüsse verpassen, war uns eine Übernachtung auf einem der Bahnhöfe sicher.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Fahrt mit dem Glacier-Express ist wunderschön, auch wenn man „erst“ auf der Strecke zusteigt. Auch Zermatt und das Matterhorn sind beeindruckend. Eine Rückfahrt am selben Tag würde ich keinem empfehlen. Mit Schweizer Käsebauch und den vielen Höhenmetern, die man überwinden muss, setzt man sich ganz schön was aus. An ein Singen von Kinderliedern wie bei unserem Ausflug nach Ascona war gar nicht zu denken – wir waren alle viel zu sehr mit unseren vollen Bäuchen beschäftigt. Trotzdem war es schön und ein Ausflug, an den ich immer wieder gern zurückdenke.

4 Kommentare zu „Zermatt / Glacier-Express

  1. Liebe Kristina, Dein Reiseberichte sind soo schön ❤
    und informativ und sie machen definitic Appetit auf mehr. 😉
    Ich kannte bisher ja nur den Orientexpress und den RE1 von Hamm nach Aachen 😉 Doch besonders bei Zweiterem scheint mir der ja Ausblick nicht annähernd so paradiesisch, wie der aus dem Glacier- Express.
    Die Landschaft ist einfach atemberaubend und wie urig die alten Fensterläden sind. Mir gefällt so etwas sehr.
    Die Aussicht den "Rhein" mit nur einem Schritt zu überqueren finde ich ebenfalls äußerst reizvoll. 🙂
    Zu schön! Ich freue mich schon auf den nächsten Bericht.
    Und: Ich glaube ja, dass die "komische Frau", links im Bild, sich einfach des Lebens und der schönen Reise freut. Herrlich! 😀
    Schmunzelnd Liebe Grüße,
    Jenny

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