Warum in die Ferne schweifen…

Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen. (Astrid Lindgren)

Es kommt mir so vor, als wenn der Freitag Monate her wäre. Die Woche war lang, das Büro all zu gut besucht von Kolleginnen und Kollegen, die langsam aus ihrem Sommerurlaub wiederkehrten. Ich wollte raus, mit dem Fahrrad durch die Wälder und an den Wiesen entlangstreifen, die Arme ausbreiten, die Luft tief einatmen, die Nase auf den Waldboden halten und nach oben und schauen, wie weit die Brombeeren und der Holunder denn schon sind. Wollte in meiner eigenen kulinarischen Karte verzeichnen, wo es was zu pflücken, zu mundräubern gibt. Und ich wollte mich von der Stille überrollen lassen, wollte einfach mal nichts sagen, wollte auch nichts hören, außer – Stille. Und liebliche Naturgeräusche: Fröschequaken, Vogelgezwitscher, Baumrauschen, Bachplätschern.

Wenn man Stille hören kann…

Eine Gartenschere und ein Messer dabei. Mein Handy blieb zu Hause – ich wollte mir den Luxus der Unerreichbarkeit gönnen.

Die Füße treten in die Pedale, die Felder rauschen an mir vorbei. Manchmal fange ich dann auf dem Fahrrad an zu singen oder zu summen. Leise, nur für mich, kaum hörbar. Der Soundtrack zum Moment… In meinem Kopf summt es:

Sunshine on my shoulders makes me happy
Sunshine in my eyes can make me cry
Sunshine on the water looks so lovely
Sunshine almost always makes me high

(John Denver – Sunshine on my shoulders)

Der Rücken streckt sich, der Geist weitet sich – ein Phänomen, das mir nach nunmehr einigen Jahren Büroarbeit allzu bekannt ist. Ich lasse los und den Alltag hinter mir. Mein Hase fährt vor mir, im Korb kleine Schalen, in der die Beute im Idealfall verstaut werden kann.

Like a bridge over troubled water – I will ease your mind (Simon & Garfunkel)
Fly Robin fly (Silver Convention) – Suchbild mit Vogel
Where the streets have no name – U2
„Through the forest I have gone…“ (Puck – A Midsummer Night’s Dream by Shakespeare)

 

Und dann – fällt mein Blick auf Brombeersträucher mit Beeren, so dick und groß und schwarz, teilweise aber – an den schattigen Plätzen – noch grün, teilweise sogar noch mit kleinen, zarten Blüten. Doch die großen, schwarzen Beeren sind süß. Die Finger sind schnell, wollen Beute machen, legen die Beeren in die Plastikschälchen.

Hey Blackberry – how you taste so sweet… (The Black Crows)

 

Euphorie! Glückseligkeit!

Und mein Kopf wird leer, ist nur konzentriert auf diesen wunderbaren Augenblick. Die Sonne streichelt über die Schultern, der Wind weht sacht und sanft. Die Brombeeren duften. Was werde ich wohl aus Euch machen? Vielleicht Gelee? Vielleicht Saft? Wir werden sehen. Im Moment zählt nur der Moment!

3 Kommentare zu „Warum in die Ferne schweifen…

  1. Ich kann ja bei Beeren oft nicht an mich halten, deswegen klappt es oft nich mit Marmelade oder Gelee 🙂 Bin gespannt, was du daraus zauberst….
    Liebe Grüße von beetrootmassacre.wordpress.com

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  2. Einfach zauberhaft. Ein ganz magischer Beitrag. Stille, die man hören kann, das gefällt mir. Ich hätte euch gerne auf eurem Ausflug begleitet… 🙂
    Ich hätte auch mitgesummt^^

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