Quittengelee, ich sing Dir ein Lied und der Herbst von seiner grauen Seite

Ein nebeliger, grauer Schatten hat sich über Deutschland gelegt. Regen – mal stark, mal weniger, aber beständig – seit Tagen. Die Sonne hält sich versteckt hinter dichten Wolken und das künstliche Licht blendet die empfindlichen Augen. Morgens ist es dunkel, so dunkel. Und abends auf dem Heimweg schlängeln sich die Blechlawinen über die verschmutzten Straßen. Das bunte Blattwerk der Bäume steht leider gar nicht in dem Licht, das es eigentlich verdiente. Doch erahnen kann man es – das kräftige Rot, das strahlende Gelb, Orange- und Lilatöne. Ich starre aus dem Fenster in dieses Grau mit Farbtupfern und wünsche mir ein bisschen mehr Freundlichkeit in dieser Welt.

Und die Gänse, die über unser Haus fliegen, trotzen den herbstlichen Eskapaden und schnattern vermeintlich fröhlich. Mit dem Kopf in den Nacken gelegt, schaue ich den Gänsen nach. Sehen Gänse eigentlich Farben? Das Bunt der Wälder? Wie muss das sein? Wissen die Gänse vorm Abflug, wie viele Kilometer sie fliegen müssen, welche Rastplätze angeflogen werden? „Gertrud, am Kamener Kreuz ist gerade Stau, sollen wir in Rhyern Rast machen?“ „Och, Anneliese, ein Stückchen können wir noch *schnat* *schnat*!“ gibt Gertrud zurück. Und dann fliegen sie weiter. Oder vielleicht diskutieren sie auch. Manchmal klingt’s danach; und plötzlich gibt’s das Kommando für den Landeanflug. Das Fahrgestell wird ausgefahren und ein Schwarm schönster Gänse sitzt auf dem benachbarten Feld. 

Dann liebe ich den Herbst, auch wenn es gerade mal wieder in Strömen regnet, sich alle Lichter spiegeln und die Sonne sich mal wieder hinter dem grauen Wolkenvorhang versteckt hält. Dicke Hagebutten im Wald, buntes Laub, ein Igel in der Abenddämmerung…

Und ich liebe den Herbst auf dem Wochenmarkt! Die Vielfalt an Obst und Gemüse: leuchtend gelbe Quitten! Knackige Äpfel! Wurzeln, Beten, zarter Chinakohl, Spitzkohl, der erste Rotkohl! Köstlich! 


Besonders die Quitte mit ihrem herrlichem Duft, dem weichen Flaum, dem leckeren Aroma, wenn verarbeitet. 

Und ich denke an meine wanderslustige Bloggerfreundin – das holde Marktfräulein, die liebe Jenny, die Quitten-Queen! Jenny, ich habe Deinen Nuss-Krokant-Boden geklaut!!! Köstlich!!!! Kombiniert mit einer Skyr-Apfelkompott-Schicht – lecker!

Aber aus den duftigen Quitten habe ich Gelee gemacht, herrlich in der Farbe und die Küche duftete – himmlisch!!! 


 Ich hatte etwa 2 kg Quitten mit einem Geschirrtuch entflaumt, dann kleingeschnitten, die Blüte und das Kerngehäuse entfernt. Ein paar Kerngehäuse habe ich allerdings in einen Teebeutel getan und dann mitgekocht. Ich hab mal gelesen, dass die Kerne viel Pektin enthalten sollen, da kam ich dann auf diese Idee mit dem Teebeutel.

Die Quittenstücke habe ich dann in einen Topf gegeben und bei mittlerer Hitze so lange köcheln lassen, bis sie Mus sind. 

Den Brei habe ich dann durch ein Sieb über Nacht abtropfen lassen. Herausgekommen sind bei mir etwa 600 ml. 

Man sagt, dass man für 1 Packung Gelierzucker (1 kg) 750 ml Saft benötigt. Da hilft dann der gute alte Dreisatz weiter: umrechnen, abwiegen, fertig!

Also: Saft in den Topf, die benötigte Menge Zucker dazu und so lange kochen lassen, bis die Gelierprobe gelingt.

Dann heiß in saubere Gläser füllen. Er voilà: Quittengelee ist fertig!

Beim Betrachten dieser schimmernden, fast bernsteinartigen Flüssigkeit ist das Grau in Grau da draußen vergessen. 

Und ich lasse die letzten trubeligen Tage Revue passieren. Ich gebe ein erleichtertes Schnaufen von mir. Irgendwie… Am Ende wird dann doch alles gut – das ist meine  Quintessenz. Und ein wunderschönes dänisches Lied huscht mir durch den Kopf. „Livstræet“ – der Lebensbaum – heißt es. Ich habe es vor Kurzem mit einigen Leuten bei einer deutsch-dänischen Trauung gesungen. 

Das Lied handelt davon, dass es vieles gibt, was die Tage grau und trist machen kann, das Leben hart, aber das man zusammen „in der Lebensbaumkrone spielen soll“. Die anderen wissen und fühlen lassen, dass das Leben großartig ist!“ 

Und dem – verehrte Leserinnen und Leser – möchte ich nichts mehr hinzufügen, außer: 

Bleibt glücklich, Euer Frøken Fluesvamp 🍄

 

9 Kommentare zu „Quittengelee, ich sing Dir ein Lied und der Herbst von seiner grauen Seite

    1. Das ist in der Tat sehr, sehr schade, dass man diese wunderbaren Bäume kaum noch sieht, dabei ist es doch die Artenvielfalt, die alles ausmacht! Neulich gab es auf ARTE eine Dokumentation; eine Frau aus Italien hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht: sie entdeckt alte, längst vergessene Sorten. Das muss toll sein!
      Aber es freut mich sehr, dass ich Dir eine Erinnerung an Deine Großeltern herbeizaubern konnte 💫! Schönen Sonntagabend wünsche ich Dir!

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      1. Im Garten meiner „alten“ Schule bei mir daheim (im Südburgenland) hat der Direktor mit den Kindern vor ein paar Jahren einen Quittenbaum gepflanzt – find ich eine total coole Aktion:-)

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  1. Na, du hast ja eine Fantasie, *schnat* *schnat*. Annelise! 😀 Herrlich. Ja Danke, da geht es direkt ein bisschen besser mit der Herbst-Stimmung. Das Licht wird den kräftigen Herbstfarben derzeit wirklich nicht gerecht. Das gilt auch fürs Fotografieren. Ich knispe die Bilder ja mit meiner Handykamera und vorzugsweise abends, wenn ich Zeit zum kochen habe. Ein bisschen mehr natur-goldenes Herbst-Licht würde da durchaus nicht schaden! 😉 Wie auch immer, das Quittengelee sieht toll aus. Ich liebe die kräftige Farbe. Wenn schon nicht vor der Tür, dann wenigstens auf dem Tellerchen, in Wort und Bild.
    Ich drücke dich kuschelbedürftigst an mein Herz, du liebe Quittenfee. ❤

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    1. Hallöchen meine liebe Jenny! Das freut mich sehr, dass ich Deine Stimmung ein bisschen erhellt habe! 😃 es war aber auch gruselig in den letzten Tagen. Da fiel es direkt schwer, sich ein bisschen selbst zu motivieren. Aber heute Morgen hatten wir Schnee ❄️❄️❄️ Ich liebe dieses winterliche Wetter!!! Und da ist es ja gleich mal schon heller. Mir wurde sogar ein bisschen weihnachtlich ums Herz!!! ❤️️
      Ja, die Fantasie: die bewahre ich mir, manchmal muss ich ein bisschen danach graben. An grauen Herbsttagen zum Beispiel. Aber dann gibt es so Momente wie die fliegenden Gänse – da geht mir das Herz auf und die Fantasie setzt sich gleich mit in Bewegung!
      Meine Liebe Jenny, ich sende Dir ganz kuschelige Grüße aus dem winterlichen Hannover 💕

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