Lotte, übernehmen Sie! Heute: Die Zuckerbäckerin

„Noël, Noël, Noël, Noël – Born is the King of Israel,“ singt es aus dem Küchenschrank. Lotte, ihres Zeichens französische Chansonsängerin und tüchtige Küchenhilfe (ver)lockt mich mit ihren süßen Klängen und stimmt ein französisch-englisches Weihnachtslied an. Wer Lotte noch nicht kennt, dem sei sie hier vorgestellt Die Lotte ist ’ne flotte.

Lotte ist ein Allroundtalent, vielseitig einsetzbar, motivierend, animierend – doch keineswegs diese Art Robinson-Club-Animateurin. Lotte begegnet man mit einem „en chanté“. Lotte hat Stil! Lotte ist „voll retro“. Und Lotte wohnt in unserem Küchenschrank.

Lotte ist heute voll auf dem Quittentrip. Pain de Coing, Quittenbrot! Zunächst die 1,5 kg Quitten entflaumt und dann mit Stumpf und Stiel in einem großen Topf mit einem Hauch Wasser weich gekocht. 

Und während ich mit ihr oder sie mit mir in der Küche feinstes Quittenpüree aus 1,5 kg Quitten zubereite, singe ich mit ihr oder sie mit mir die ersten Weihnachtslieder. Erst trällert es so in meinem Kopf, dann wird’s lauter – und in schönster Einheit tirilieren wir gemeinsam.

Und dann – das Ergebnis. Das kann sich sehen lassen: Das Püree ist in seiner Schüssel – die Kerngehäuse entfernt – , wird gewogen und dieselbe Menge Zucker wird hinzugefügt, in einen großen Topf umgefüllt und dann bei schwacher Hitze und regelmäßigem Rühren (!) für ca. 45 Minuten eingekocht. Lotte nimmt derweil ein Schaumbad und genießt die verdiente Entspannung. Ich summe vor mich hin, bereite ein Backblech mit Backpapier vor, als mir plötzlich meine bessere Hälfte zuruft: „Die Knochenfunde sind von einer Frau!“

„Kombiniere!“ denkt sich Sherlock Fluesvamp, beißt in Ermangelung einer Pfeife vom Marzipanbrot ab und rückt sich die rote Schürze mit den weißen Punkten zurecht. „Es war also nicht der von Königsmarck.“

Das eingedickte Püree kühlt gerade ein wenig ab und ich hänge meinen Gedanken nach. Nick Knatterton hätte nun an seinem Pfeifchen gezogen, die Lippen hätten ein leicht ploppendes Geräusch von sich gegeben – schmauchend und den Kopf hin und her wiegend. „Keine männlichen Knochen also…“

Ich eigne mich eh nicht als Ermittlerin, viel zu aufregend, daher streiche ich lieber die Masse auf dem mit Backpapier ausgelegten Backblech aus und stelle dieses dann an einen warmen Ort – für vier Tage.

Was sind schon vier Tage? Diese Knochen auf der hannoverschen Baustelle an der Leine lagen dort Hunderte von Jahren. Und es war nun doch nicht der Geliebte der hübschen Adligen. Ein Jammer. Was wäre eine Geschichte! Zugegeben – nicht für das Paar selbst, dessen Liebe leider von Beginn an unter keinem guten Stern stand. Aber spannend…

Vier Tage später also schneide ich – Lotte schlummert im Küchenschrank und träumt vermutlich von französischen Köstlichkeiten – das inzwischen verfestigte Quittenbrot mit einem Pizzarollmesser in gleichgroße Würfel. 


Ein wenig klebrig ist es noch, und es duftet verführerisch fruchtig. Ich habe sogar gelesen, dass selbst Nostradamus für diese Süßigkeit geschwärmt haben soll. Ob er wohl weiß, um wen es sich handelt? Die Knochenfunde, meine ich. Obwohl – Nostradamus hatte eher Großprojekte am Start.

Ich beschäftige mich lieber mit meinem Quittenbrot, nehme zwei große Auflaufformen und fülle Kokosraspel in die eine und gemahlene Mandeln in die andere Schüssel. Dann wende ich die bernsteinfarbenen Würfel entweder in dem einen oder in dem anderen und lege die Würfelchen dann in eine Metalldose, die ich vorher mit Backpapier ausgelegt habe. 


Zwischen die einzelnen Lagen lege ich auch Backpapier.

Aus dem Küchenschrank höre ich leises Klappern. Lotte streckt sich und gähnt. Ich gähne und strecke mich auch.

Das Quittenbrot ist gut verstaut, der Abwasch wartet auf sein Schaumbad und das Sofa wartet auf mich. Wie lange hat wohl die Kurfürstin auf ihren Geliebten gewartet…ein grausiger Gedanke. Ich sagte doch: Ermittlerin, das ist nichts für mich, aber vielleicht…

In diesem Sinne – bleibt neugierig 😉

Euer Frøken Fluesvamp

 

13 Kommentare zu „Lotte, übernehmen Sie! Heute: Die Zuckerbäckerin

  1. Hallo du liebes Fräulein ❤
    Na, bist du wieder gesundet?^^ Ich bin ja ehrlich gestanden kein Fan von Quittenbrot aber das sieht so lecker aus *-*
    Ich hab mich in der Bahn halb kaputt gelacht. Das Rezept klingt so fließend und leichtfüßig, man möchte direkt mit-wippen. Eine tolle Idee, es so zu schreiben.

    …Aber vielleicht ja doch… Sherlock Fluesvamp… Die sympathische Ermittlerin der etwas anderen Art, mit einem Händchen für kalte Fälle, hübsche Weihnachtsdeko und heiße Rezepte. I spy… *-*
    😉 ❤

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    1. Meine Lieblingsmarktfrau!!! Ja, ich bin wieder voll und ganz gesundet! Ein Glück 🍀! Ist bei Dir auch gerade so viel los? Weihnachten steht vor der Tür, Geburtstage, Feiern. Es ist schön, ja, aber manchmal denke ich: ufff… und dann noch diese Cold Cases…😉
      Morgen habe ich einen Tag frei und hab ein bisschen Behördenkram zu erledigen und zum Abschluss gönne ich mir einen Friseurbesuch 😌😍haaaaa – ommmm!!!
      Ich baue darauf, am Wochenende mal wieder in my kitchen-Yoga-Castle zu können und zu backen. Das Quittenbrot ist übrigens wirklich duftig lecker 😋…
      So meine Liebe, ich freue mich jetzt schon, von Dir zu lesen. 😘💕bis bald

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  2. Das Quitttenbrot sieht zum Anbeißen aus, ein bißchen wie eßbare Edelsteine.
    Und es erinnert mich an die türkische Süßspeise LOKUM, die ich in kleinen Portionen gerne nasche.
    Süße Grüße von Deiner
    Bücherfee 🙂

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      1. Das wird vermutlich ein anderes Wort für Lokum sein. Lokum wird aus in Zucker gekochtem Obst zubereitet, auch aus ROSENBLÄTTERN, was ganz besonders fein schmeckt. Manchmal werden noch Nüsse, Mandeln oder Pistazien mit eingearbeitet.
        Nachtaktive Grüße von Ulrike 🙂

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