Treffen sich zwei Fräuleins…Episode 3: Hände hoch oder ich quietsche!

Dieses weiße Kaninchen rennt durch meine Wohnung! Es brüllt und starrt mich mit weit aufgerissenen Augen an. „Ich hab keine Zeit!“ Aber Zeit hast Du gehabt vom Rheinland nach Hannover zu hoppeln, entgegne ich in Gedanken. Denn das Kaninchen hatte erst meine liebste Blogger-Freundin um ihren inneren Frieden gebracht, bis es jetzt bei mir gestrandet war. Mit entsetztem Blick auf die umzuklappende Seite des Kalenders stellte ich fest, dass es September ist! September!

Im Radio faseln sie etwas von Herbstanfang. Kalendarisch, nicht meteorologisch, weil das einfacher zu rechnen ist. Aha…

Die Moderatoren ernten ein Stirnrunzeln meinerseits. Einfacher zu rechnen also… Mathe hab ich nie gemocht, also sei es drum. Was mir allerdings nicht verborgen bleibt, ist dass es tatsächlich September ist, und das hoppelnde Pelztier mich lautstark daran erinnert.

So steht es vor mir und klopft mit seinen überdimensionalen Füßen mit in die Hasenhüften gestützten Vorderpfoten auf das Klicklaminat, schüttelt mit dem Kopf und schnalzt missachtend mit der Zunge.

Kann es Gedanken lesen?

Das Kaninchen löst sich plötzlich in Rauch auf und vor mir steht ein getigertes, grinsendes Katzenwesen. „Hallo?!“ schnurrt es. Oh, Carroll, denke ich und trolle mich in die Küche.

Der verrückte Hutmacher sitzt auf der Anrichte und hält mir eine halbe Tasse entgegen. „Tee?“ fragt er verschmitzt. Ich nicke und will ihm die Tasse entgegennehmen, da lacht es plötzlich und vom Regal blickt mich eine dicke, grüne Raupe an, die ihre Shisha-Pfeife pafft und interessiert auf meine in der Luft verharrenden Hände starrt.

„Bleibt wo Ihr seid oder ich quietsche!“ Quietsche? Was für ein Blödsinn, denke ich, doch plötzlich stiehlt sich ein fettes Grinsen in mein Gesicht.

Die Grinsekatze hört urplötzlich auf zu grinsen und kriegt es scheinbar mit der Angst zu tun. Sie rollt noch einmal bedrohlich mit den Augen, dann verschwindet sie, bis auch das letzte Stück geringelte Schwanzspitze verschwunden ist.

Die Raupe kriecht von dannen, bis man nur noch vage am Horizont eine Rauchwolke erahnen kann.

Nur das weiße Kaninchen bleibt neugierig in der Küche stehen, schmeißt den rasselnden Wecker in die Ecke und nimmt auf dem Küchenstuhl Platz.

„Kaninchen!“ sagt es. „Ich bin ein Kaninchen!“ Dabei knöpft es sich die Weste im Paisley-Muster auf und krempelt die Hemdsärmel hoch.

„Ich hab doch gar nicht Hase gesagt!“ protestiere ich, doch das Kaninchen unterbricht mich: „Du hast Hasenhüfte geschrieben!“ „Ist richtig!“ gebe ich kleinlaut zu und suche die Zutaten zusammen, die ich für unser Projekt benötige.

„Was wird das?!“ fragt das Kaninchen.

„Spinat-Feta-Quiche!“

„Dacht ich’s mir!“

Selbstzufrieden lehnt sich das Kaninchen zurück und legt die puscheligen Pfoten auf den Küchentisch. Ich räuspere mich missbilligend. „‚Tschuldige!“ murmelt es und nimmt die Pfoten vom Tisch.

„Und? Wie war es bei der Bratkartoffelbrot-Heldin Jenny?“

Das Kaninchen seufzt: „Schön!“ sagt es und es wird träumerisch. „Gemüse!“ sagt es und zieht das „ü“ genießerisch in die Länge. „Und sooooo nett!“

Ich muss lächeln. Das dachte ich mir. Bei Jenny kann es nur schön sein. „Du hast sie aber ganz schön ins Schwitzen gebracht!“ sage ich während ich den Spinat für die Quiche wasche und im Rührgerät einen Mürbeteig zubereite.

Das Kaninchen blickt zu Boden und zupft sich imaginäre Fusseln vom Bauch.

Plötzlich sagt es kleinlaut: „Werd’s nie wieder tun!“

„Glaub ich nicht!“ entgegne ich. „Macht aber nix, es muss ja weitergehen, unser Kochreigen meine ich.“

Das Kaninchen nickt eifrig und schaut mich aus großen, treuen Augen an. Plötzlich sagt es: „Krieg ich auch’n Stück?“

„Natürlich!“ antworte ich. Dann wende ich mich der Quiche zu.

Für den Boden:

  • 150 g glutenfreies Mehl
  • 20 g Butter oder Margarine
  • 80 g Magerquark
  • 1 Ei
  • 1/2 TL Salz
  • Butter oder Margarine für die Form

Aus den Zutaten einen Mürbeteig herstellen und diesen für mindestens 30 Minuten kaltstellen.

Für die Füllung:

  • 400 g Blattspinat
  • 1 Frühlingszwiebel, in feine Scheibchen geschnitten
  • 1 Knoblauchzehe, fein gehackt
  • 1 EL Olivenöl
  • 200 g Magerquark
  • Salz und Pfeffer
  • Muskat
  • 125 g Schafskäse

Die Zwiebel und den Knoblauch im Öl anschwitzen. Den Spinat gewaschen hinzufügen und mit den Gewürzen abschmecken. Quark einrühren und die Temperatur reduzieren.

Den Teig aus dem Kühlschrank nehmen. Eine feuerfeste Form fetten und den Teig darin ausrollen. An den Rändern hochdrücken.

Die Spinatmischung auf den Teig geben und mit dem Schafskäse bestreuen. Die Quiche im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad (Ober-/Unterhitze) etwa 30 Minuten backen. Fertig!

Als ich mich umdrehe, ist das Kaninchen verschwunden. Ein Zettel liegt auf dem Küchentisch:

Bloggst Du noch oder backst Du schon?

Treffen sich zwei Fräuleins… Episode 1: Rhabarber-Marzipan-Kuchen 

Treffen sich zwei Fräuleins… Episode 2: Von Stachelbeeren, Bienenstichen und unerfüllten Musikwünschen

 

6 Kommentare zu „Treffen sich zwei Fräuleins…Episode 3: Hände hoch oder ich quietsche!

  1. Mathe habe ich auch nie gemocht aber wer braucht auch schon die Mathematik, wenn er oder in diesem Falle Sie, also Du, die Fantasie in sich wohnen hat? – Ich sage es hier gerne noch einmal – Dein herrlich verrückter Text und du, ihr seid beide Wunderschön und auch die Quiche möchte ich hier nicht vernachlässigen. Sie sieht absolut köstlich aus. Spinat soll ja stark machen – unser guter Demeter Spinat natürlich ganz besonders. Da hat sich der weite Weg für gelohnt.^^
    Hab ich dir eigentlich schon mal gesagt, wie schön es ist, dass es dich gibt? ❤
    Was werden wir als nächstes Zaubern? Sollen wir erst mal eine kleine Pause einlegen, wegen des Umzugs? Und Du bist übrigens eine ganz zauberhafte Meerjungfrau. Dein Bericht war so toll aber ich war so müde… Ich fand das Meerjungfrauen Foto wunder -wunderschön und so originell. Das müsstet du eigentlich ausdrucken und rahmen lassen.
    Lumi Lumi, "I like the way you move" (me). ❤

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    1. Meine liebe Marktfrau, Grinsekatzendompteuren und Wortakrobatin!
      Ich bin Dir echt und ehrlich unglaublich dankbar! Für Deine lieben Komplimente! Dafür, dass es Dich gibt! Das Meerjungfrauen-Foto hat übrigens meine Mama geschossen. Ich mags auch sehr. Da schau ich auf „meine“ Insel. Mitten im Wattenmeer.
      Ich bin ein bisschen hin- und hergerissen gewesen, was unsere nächste Zauberei angeht, aber ich denke, dass eine Pause gut wäre. Sonst wäre es so halbherzig. Obwohl ich ja Kürbis toll fände…
      Nein! Ich neige dazu, mir zu viel aufzuladen… also Pause! Bitte! ❤️
      Dein Lumi Lumi 😘

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