Napoleon, Disco und ein glutenfreies Kaffeekränzchen – Dänische Napoleonshatte

Jedes Land, jedes Bundesland, jede Stadt, sogar jede Region hat für sie typische Backwaren. Hannover, die niedersächsische Landeshauptstadt, Provinzhauptstadt, soll bekannt sein für den Zuckerkuchen. Nun kann man über Hannover sagen und denken, was man will – manche sagen „nichts ist doofer als Hannover“ – und über Zuckerkuchen gibt es auch geteilte Meinungen. Ich für meinen Teil wollte früher nie nach Hannover ziehen, habe es dann aber doch zehn Jahre in einem grünen Stadtteil ausgehalten, und früher hätte ich dem Zuckerkuchen ein Stück Streuselkuchen vorgezogen. Heute wohne ich im sogenannten Speckgürtel von Hannover und bereite ab und an mit viel Vergnügen glutenfreien Kuchen zu – da schließt sich der Kreis.

Und wo wir gerade bei „Backwaren “ sind. Eine von Hannovers bekanntesten Diskotheken, ganz in der Nähe des Hauptbahnhofs, sorgte im zarten Alter von etwa 12 Jahren bei mir für Verwirrung. Heute mit dem Kosenamen „Baggi“ genannt, liegt der Tanzschuppen am Raschplatz. Sein „richtiger“ Name lautet „Bhagwan“. Das klang für mich wie „Backwaren“ und ich fragte mich im vorpubertären Alter, was „Backwaren“ mit Disco zu tun haben, ob die in dem Tanzpalast Brötchen backen und warum man hier von einer Sekte sprach. Eine Brötchen backende Sekte? Das Rätsel wurde – nachdem sich die Mitinsassen im Auto vor lauter Lachen ausgeschüttet hatten – gelöst, und ich wusste dann, dass der indische Guru Bhagwan Shree Rajneesh Namens- und wohl auch Geldgeber für die heute auch als „Osho“ bekannte Disco war.

In der „Baggi“ war ich schon Jahre nicht mehr. Was Backwaren angeht, so ist mein Interesse an glutenfreien Teilchen stark gestiegen. Doch Parallelen gibt es natürlich – in meinem Yoga-Castle singe ich und tanze ich – gern auch barfuß wie einst die Baggi-Jünger – zu Musik von der Platte. Erst kürzlich zwitscherten mir „Eurythmics“ süße Träume ins Ohr, während ich süße Teilchen backte. Genauer gesagt: Napoleonshatte (dän. für „Napoleonshüte“) womit wir wieder am Anfang wären:

Jedes Land hat seine typischen Backwaren.

In Dänemark sind es u. a. dreispitzige Mürbeteilgteilchen mit einer Marzipankugel gefüllt und der Boden mit dunkler Schokolade bestrichen. Eine Köstlichkeit, der ich von Kindheit an verfallen bin und die eben „Napoleonshüte“ heißen.

Napoleon allerdings muss ein ziemlich ungemütlicher Tischpartner gewesen sein. Einigen Quellen zufolge aß Napoleon sehr schnell, und bei Tisch redete er nie. Meist war er nach zehn bis 15 Minuten fertig. Das entspricht so gar nicht der dänischen Kaffeetafel, bei der man – auch nach Siegfried Lenz – so ziemlich den gesamten Abend verbringen kann, bis man sich die Bäuche streichelt und sich ggf. einen klaren, kalten Aquavit als medizinischen Schlummertrunk einverleibt, damit man die Nacht überlebt.

Der ungemütliche Napoleon jedenfalls war eben kein Däne. Das köstliche Gebäck ist trotzdem nach ihm bzw. seinem Hut benannt. Wäre es ein Schwein gewesen, hätte man es in Frankreich umbenennen müssen – denn selbst Jahrzehnte nach Inkrafttreten des Gesetzes, welches der selbst gekrönte ehemalige Kaiser von Frankreich selbstverständlich selbst erlassen hat, ist es in Frankreich heute immer noch untersagt, ein Schwein den Namen „Napoleon“ zu geben. Das wohl berühmteste Beispiel ist der 1945 erschienen Roman „Die Farm der Tiere“ von Georg Orwell, der das aufständische Schwein „Napoleon“ nannte; in der französischen Version jedoch heißt es „César“.

Napoleon Bonaparte soll allerdings auch einmal gesagt haben:

Man kann keinen Eierkuchen backen, ohne ein paar Eier zu zerschlagen.

Zugegeben – das stand sicherlich in einem anderen Zusammenhang, allerdings ist dies doch ein wunderbarer Übergang zu meinem Rezept (für das man übrigens auch Eier benötigt…).

Man braucht:

Für den Mürbeteig

  • 90 g Puderzucker
  • ca. 280 g helle, glutenfreie Mehlmischung (z. B. Dr. Schär Mix C oder Hammermühle hell)
  • 3 EL Flohsamenschalen
  • 3 TL Johannisbrotkernmehl
  • 2 TL Xanthan
  • 1 TL Backpulver
  • 300 g kalte Butter, in Würfel geschnitten
  • 1 Bio-Ei
  • etwas glutenfreies Mehl zum Ausrollen

Puderzucker, Mehl, Flohsamenschalen, Johannisbrotkernmehl, Xanthan und Backpulver in einer Rührschüssel vermengen. Die kalte Butter und das Ei hinzufügen und alle Zutaten rasch zu einem glatten Teig verkneten. Den Teig in Frischhaltefolie wickeln und für 1 Stunde in den Kühlschrank legen.

Für die Füllung

Während der Teig im Kühlschrank durchkühlt, kannst Du die Füllung zubereiten.

  • 100 g Zucker
  • etwa 400 g Marzipanrohmasse
  • 2 Eiweiß (das Eigelb kannst Du zur Seite stellen)

Für die Verzierung

  • dunkle Kuvertüre

Lege ein Backblech mit Backpapier aus, stelle es in die Nähe Deiner Arbeitsplatte und heize den Backofen auf 180 ° C vor. Nimm den Mürbeteig aus dem Kühlschrank und rolle ihn auf Deiner bemehlten Arbeitsplatte mit dem Nudelholz aus, sodass er etwa gleichmäßig 3 mm dick ist. Nimm nun eine Kaffeetasse und stich damit Kreise aus dem Mürbeteig. Lege die Mürbeteigkreise auf das mit Backpapier ausgelegte Backblech. Der klassische Napoleonshat hat – lt. einer dänischen Internetseite einen Radius von etwa 7 cm. Das kommt mit einer „normalen“ Kaffeetasse ganz gut hin.

Gib nun auf jeden Mürbeteigkreis eine kleine Kugel von der Füllung und klappe den Teig so hoch, dass ein Dreispitz entsteht. Drücke den Teig oben ein bisschen fest, damit der Hut sich nicht öffnet. Bepinsele die Hüte anschließend mit dem verquirlten Eigelb.

Back die Hüte im vorgeheizten Backofen etwa 20 Minuten bei 180 ° C.

Wenn das Gebäck schön gebräunt ist, nimm es aus dem Ofen und lass es auf dem Backblech liegen, bis es vollständig ausgekühlt ist.

Schmilz nun die Schokolade im Wasserbad und bepinsele die Unterseiten der Napoleonshüte mit der flüssigen Schokolade. Lass die Schokolade trocknen.

Und nun – da die Schokolade trocken ist – kannst Du Dich mit Deinem Napoleonshut auf den Balkon begeben, huldvoll winken und bei schönstem Kaiserwetter genießen!

Viel Spaß beim Nachbacken wünscht Euch

Euer Frøken Fluesvamp – Fräulein Fliegenpilz

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