Florenz. Ach – wie liegst Du da im Tal. Schön bist Du anzuschauen, wie ein eingefasstes Juwel, umringt von grünen Bergen. Florenz – wie sich der Arno durch Dich schlängelt. Florenz – wie ein künstlerischer Magnet. Florenz – die Scharen ziehst Du an und bist doch etwas gelangweilt von den Massen, die sich durch Deine pittoresken Altstadtstraßen und über die Ponte Vecchio schieben. Aufgeregt warst Du als sich der Arno 1966 mit all seiner Kraft den Weg durch Deine Gassen bahnte, in die Uffizien drückte, in die Nationalbibliothek, in die Archive der Opera del Duomo und in die vielen anderen Orte. Oh, was warst Du froh als die Angeli del Fango Dich von den Schlammkrusten befreiten. Jede Hochwassermarke aus den vorangegangenen Jahrhunderten wurde übertroffen, das Wasser stand Dir bis zum Hals. Oh Florenz, ruhig liegst Du da, breitest Deine Gassen aus, lädst Menschen aus aller Herren Länder hinein. Wie sie die Augen aufreißen, mit ihren von Mücken zerstochenen Armen auf Bauwerke zeigen, auf Fresken, auf Taschen, Schuhe und Cafés, aus denen es verführerisch nach Dolci duftet und Kaffee natürlich. Hörst Du, wie sie alle das Kaffeepulver in den Kasten aus Edelstahl klopfen, das Zischen des Wassers zum Aufbrühen eines pechschwarzen Espressos, hörst Du es?
Und in Deinem Mercato Centrale liegen Köstlichkeiten in meterlangen Theken. Fische und Muscheln, die ich noch nie zu Gesicht bekommen habe, liegen hier auf dickem Eis und riechen nach Meer, salzig und köstlich. Obst und Gemüse, riesige Steinpilze, Trüffel, frisches fluffiges Brot, Chilis aufgefädelt und Knoblauch, der in heißem Olivenöl angebraten wird. Salami und Schinken, Käselaibe groß wie Wagenräder – Parmesan und Pecorino, der würzige Geruch von Rucola, faustgroße Tomaten in feierlichem Rot, samtig, wenn sie aufgeschnitten werden. Ein Festival für die Sinne.
Kurz schließen wir die Augen, nehmen die Gerüche in uns auf, gehen dann weiter und suchen uns einen Platz. Essen kann man hier überall gut und frisch. Ein Informationsstand empfiehlt uns dann bei glutenfreiem Essen ein Bistro gleich gegenüber. Wir nehmen an der Theke Platz und erleben das, was man italienische Leichtigkeit nennen könnte, zum ersten Mal. „Senza glutine? Sie, Signora, gar kein Problem. Sehen Sie, hier auf der Karte ist all das mit Sternchen glutenfrei. Und wenn Sie Pasta haben möchten, kein Problem, haben wir auch!“
Ich rücke meinen Barhocker ein bisschen näher an die Theke und entspanne. Wähle dann mit meinem Vorzeigemodell Antipasti für 2 und hinterher „Pulpo“ mit Gemüse und Pici für meine bessere Hälfte mit Ragu di cinghiale. Pici, so lernen wir, sind dickere Spaghetti, typisch für die Toskana. Ebenso die Sauce – ein Wildschwein-Ragout. Ich lasse mich von dem charmanten Kellner noch zu einem Aperol Spritz überreden. Die Orangenscheiben strahlen im Sonnenlicht, das durch das Dach der imposanten Markthalle fällt. Der Geschmack ist erfrischend, den Alkohol schmeckt man kaum. Die Antipasti-Platte duftet verführerisch – verschiedene Sorten Salami, Schinken und Käse, sauer eingelegtes Gemüse wie Fenchel und kleine Möhrchen und eine köstliche Zwiebelmarmelade. Die harmoniert mit dem kräftigen Käse – ein Traum. Wie selbstverständlich wird mir ein Brotkorb vor die Nase gestellt, darin glutenfreie Brötchen. Ich bin im siebten Himmel – mindestens!
Von der Vorspeisenplatte schon ganz selig und mit Liebe im Bauch nippen wir an Aperol und Aqua minerale als ein junges Paar neben uns Platz nimmt und nach Bistecca alla fiorentina fragt. Die Chefin nickt, das Paar nimmt Platz, wir kommen ins Gespräch – zunächst auf Englisch, dann stellt sich heraus, dass das Paar aus Frankfurt kommt. Wir wechseln ins Deutsche und tauschen uns aus, über Florenz, über die Parkmöglichkeiten, über das Essen. Das Bistecca alla fiorentina wird dem Paar im „Rohzustand“ gezeigt, dann gebraten und mit den Beilagen serviert. Wir lernen etwas dazu, denn wir dachten immer, dass das T-Bone-Steak aus den USA kommt. Das T-Bone-Steak oder auch Bistecca alle fiorentina genannt, hat seinen Ursprung in der Toskana. Es wird oft aus einer bestimmten Rinderrasse zubereitet, nämlich Chianina. Das Chianina-Tal liegt in der Toskana, daher haben die Rinder auch ihren Namen. Es gibt aber auch T-Bone-Steaks vom Maremma-Rind, wie wir später feststellen sollten.
Das Paar isst und genießt, wir essen unsere restlichen Pici und den knusprigen Pulpo und genießen ebenfalls. Dann brechen wir auf, verabschieden uns und treten in die spätsommerliche Wärme von Florenz.
Oh Florenz – Du bist magisch.
Yess… äh, Si… amore liberta a Firenze… (✿ ♥‿♥)
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Oui, Si, Yes, Ja – alles klar! Viva la libertà! 🍄❤️
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