Slow – Cittàslow, Slow Food – Ein Tag in Greve in Chianti

“Wisely and slow; they stumble that run fast.”
(William Shakespeare)

Die Kraniche ziehen über unser Haus. Es ist kälter geworden. Nach einem goldenen Oktober und einem unvergesslichen Sommer kommt er nun doch – der Herbst. Das Farbenspiel der Bäume ist an Schönheit nicht zu übertreffen, und wenn abends die Sonne in der Masch untergeht, mischen sich zu den satten Gelb- und Orangetönen kräftiges Violett und zartes Rosa, der Himmel in Türkis getaucht.

Und doch ist es erst einen Monat her, dass wir – mein Vorzeigemodell und ich – in der Toskana weilten und uns zwischen kurzen Hosen und offenen Schlappen entscheiden mussten. Der Gedanke an brennend heiße Tage und Nächte mit offenen Balkontüren scheint schon wieder so weit entfernt.

Der Gedanke an „piano piano“ allerdings steht uns deutlich vor Augen.

Aber beginnen wir doch am Anfang. An einem dieser schönen Urlaubstage in der lieblichen Toskana führte uns unser Weg nach Greve in Chianti. Der Bürgermeister dieses kleinen Ortes, Paolo Saturnini, hatte die Idee von Cittáslow:

„Die Cittaslows der Welt sind Städte und Gemeinden, die versuchen, den Zeitgeist für sich zu interpretieren und gleichzeitig den individuellen Charakter ihrer Gemeinde zu bewahren.“
(http://www.citta-slow.de/index.php)

So steht auf der Homepage von Cittàslow und im Manifest:

Eine Cittaslow, das ist…

„…eine Stadt, in der Menschen leben, die neugierig auf die wieder gefundene Zeit sind, die reich ist an Plätzen, Theatern, Geschäften, Cafés, Restaurants, Orten voller Geist, ursprünglichen Landschaften, faszinierender Handwerkskunst, wo der Mensch noch das Langsame anerkennt, den Wechsel der Jahreszeiten, die Echtheit der Produkte und die Spontaneität der Bräuche genießt, den Geschmack und die Gesundheit achtet…“

(Quelle: Cittaslow Manifest)

Zitate hin, Zitate her. Aber ist die Idee wirklich so umgesetzt? Und spürt man das? Die Entdeckung der Langsamkeit?

Vielleicht ist es bereits die gemäßigte Geschwindigkeit von gemütlichen 50 km/h, mit denen wir uns maximal durch das Chianti-Gebiet schlängeln und scheinbar hinter jeder Kurve ein neues Bilderbuchörtchen thronend auf einem Hügel zum Vorschein kommt und die übernächste Kurve den Blick freigibt auf Weinberge und Olivenhaine, sanfte Hügel und üppige Zypressen, die ihre Wipfel stolz in den azublauen Himmel ragen. Vielleicht ist es das urlaubliche Bauchgefühl, das wohlig in unseren entspannten Mägen vor sich hinschwappt. Vielleicht ist es Jovanotti, der nahezu einmal stündlich sein „Viva la libertà“ im Radio trällert – dieses Lied ist der Song des Urlaubs.

Als wir auf den Parkplatz in Greve in Chianti fahren, brennt die Sonne schon heiß vom Himmel, und direkt vor dem Parkplatz steht in schwarzem Metall das Wahrzeichen des Chianti – der Gallo Nero.

Der schmucke Marktplatz – die Piazza Matteotti – ist nicht zu verfehlen, man geht direkt darauf zu. Und das Rathaus ziert das riesige Cittaslow-Symbol – eine Schnecke. Warum eine Schnecke? fragt man sich, doch die Antwort liegt bei langsamer, genauer und ruhiger Betrachtung auf der Hand:

Eine Schnecke trägt alles, was sie hat und benötigt, bei sich. Aber um alles dabei zu haben, muss man wissen, was man alles hat – und wenn man das weiß, dann lernt man auch, es wieder zu schätzen. So zusammengefasst schreibt es mein Vorzeigemodell.

Und so schlendern wir durch die Gassen und von kleinen Handwerksgeschäften zur Salumeria, zum Haushaltsgeschäft hinüber zu einem Gürtelmacher, zu einer Töpferei und in einen Laden, in dem es wunderschön bestickte Handtücher und Kleider, Hemden und Tischdecken gibt. Körbe und Bürsten aus Olivenholz, Wein und Olivenöl. Und über dem Marktplatz liegt eine ansteckende Stille, eine Ruhe geht von den Menschen aus, dass man selbst noch einen weiteren Gang herunterfährt.

Möglicherweise sorgen diese Leichtigkeit und Langsamkeit dafür, dass wir von dem verführerischen Duft des Restaurants, auf dessen Balkonen man vor der Sonne geschützt köstlich essen kann, noch mehr wahrnehmen.

Und es ist wieder mal 12:30 Uhr, und wir sitzen wieder in einem Restaurant.

Der Blick ist unbezahlbar, das Dach des Balkons schützt vor der Sonne und wir bestellen, was doch so typisch ist für diese Region: Bistecca Fiorentina.

Wann besuchst Du eine Cittá Slow ?

Ein Kommentar zu „Slow – Cittàslow, Slow Food – Ein Tag in Greve in Chianti

  1. Ach, was für wunderbare Bilder, die einem fast den Duft der Toskana in die Nase treibt. Das langsame Leben ist eine sinnvolle Alternative zu der täglichen Hetzerei, von der man sich nur allzu leicht anstecken lässt. Wärmende Grüße in den Norden, liebe Kristina 🙂 ❤

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