Ja jaaa der Chianti-Wein – Von einem Kochkurs, Tiramisu und einem neuen Mitbewohner

Lotte hat Konkurrenz bekommen, zumindest sagt sie das. Lotte ist Französin – Ihr erinnert Euch vielleicht. Lotte ist verschnupft, denn eigentlich ist sie für das Kurbeln zuständig. Lotte durfte sogar mit nach Italien reisen, und ich versuchte Mademoiselle zu erklären, dass es nicht viele Paare gibt, die mit zwei Karton Einweckgläsern, Trichtern, Gelierzucker und einer Flotten Lotte in den Urlaub fahren. Lotte schmollt. Warum schmollt Lotte?

Nun ja, wir haben einen neuen italienischen Mitbewohner. Wir haben ihn Vito getauft. Viele unserer Gerätschaften – ähm – Küchenhilfen, jawohl, wir nennen unsere Küchenhilfen bei ihrem Vornamen. Lotte – zum Beispiel – Rollo, der Rote und nun eben Vito.

Rollo betrachtete Lotte nicht als Gegner oder Konkurrenten, denn Rollo ist eine Küchenmaschine, da muss man nicht kurbeln. Vito ist eine Nudelmaschine mit Kurbel. Autsch.

Als wir am dritten Urlaubstag unserer Italienreise in Richtung Mercatale fuhren, waren wir aufgeregt und nassgeschwitzt. 35 Grad auf dem Thermometer und wir bei einem italienischen Kochkurs – eine buchstäblich heiße Mischung.

Nun muss man sagen, dass diese wunderschöne Region – das Chianti Classico – mit der malerischen Landschaft, mit den sanften Hügeln, dem satten Grün und den hochaufragenden Zypressen und breiten Pinien und unser Navigationsgerät (vielleicht sollten wir es Donald taufen – so verpeilt wie es ist) nicht so richtig kompatibel sind. Kurzum – unser Navigationsgerät fand das Haus nicht, aber es fiel wenigstens nicht aus. Doch unsere herzlichen Gastgeber, Daniela und Daniele, holten uns ab, und wir stellten fest: Ganz verkehrt waren wir nicht!

In Erwartung einer Gruppe Menschen, die auf zwei dusselige Deutsche warteten, gingen wir zu der wunderschönen Olivenfarm mit kleinem Familien-Weingut und würden das erste Mal überrascht. Wir waren die einzigen Teilnehmer. Und so führte uns das herzliche Ehepaar durch ihren Weinberg, vorbei an Prosciuttina – dem glücklichen Schwein – und vorbei an Valentino und Siegfriedo, dazu aber später.

Wir probierten Trauben, genossen den herrlichen Ausblick, lachten und redeten, als ob wir uns schon Ewigkeiten kannten.

Auf der überdachten Terrasse genossen wir dann zunächst unseren Kaffee. Dann ging es in die Küche, in der es angenehm kühl war. Daniele, so Daniela, habe heute Morgen extra glutenfreie Pasta, Löffelbiskuit und Brot für mich gekauft. Und alles stand parat, fein säuberlich getrennt von allem, das glutenhaltig war.

Nichtsdestotrotz war ich neugierig und wollte Pasta machen, wollte den Teig durch die Nudelmaschine drehen. Und während Daniele die wohl Weltbesten Antipasti-Teller vorbereitete und eine köstliche Sauce aus Tomaten, Knoblauch und gemischten Pilzen vor sich hinschmurgelte, zeigte uns Daniela, wie das nun geht mit der Pasta.

So glücklich kann ein kleiner Fliegenpilz sein!

Wichtig, so Daniela, ist, dass man immer in dieselbe Richtung rührt. Welche sei egal, aber dieselbe, sonst – so sagt eine italienische Küchenweisheit – wird die Pasta verrückt und gelingt nicht.

Vom Feuereifer gepackt, zog nach unserem Urlaub Vito bei uns ein. Glutenfreie Pasta kann doch nicht so schwierig sein. Doch glutenfreie Pasta ist eine Herausforderung, die ich zwar angenommen habe, aber die mir bis jetzt noch nicht gelungen ist.

Tiramisu hingegen – das bekomme ich nun hin. Und zwar das köstlichste alkohol- und glutenfreie Tiramisu, das ich jemals gegessen habe.

Rezept

  • 4 Eigelb
  • Etwas Zucker
  • 4 Eiweiß
  • Glutenfreie Löffelbiskuit
  • Mascarpone
  • Lösliches Kaffeepulver
  • Eine wirklich gute dunkle Schokolade
  • Kakaopulver
  • Trenne die vier Eier (sehr frisch und bitte in Bio-Qualität) und schlage das Eigelb mit ca. 1 EL Zucker auf kleiner Stufe, bis es weiß und cremig ist.
  • Schlage das Eiweiß zu Eischnee.
  • Kippe das Wasser von dem Mascarpone ab und gib ihn zum Eigelb, verrühre alles mit dem Mixer für 1 Minute.
  • Hebe den Eischnee vorsichtig unter und (!) rühre stets in eine Richtung!
  • Löse Kaffeepulver in Wasser auf.
  • Nimm eine passende Schale und gib eine dünne Schicht von der Creme auf den Boden der Schale. Tauche einen Löffelbiskuit in den Kaffee und drücke ihn auf die Masse. Wiederhole dies, bis der Boden bedeckt ist.
  • Bestreiche die Biskuits mit der Creme, raspele Schokolade darüber und mache eine zweite Schicht fertig.
  • Die letzte Schicht ist Creme, auf die großzügig Kakaopulver gestreut wird.
  • Decke das Tiramisu mit Frischhaltefolie ab und stelle es für mindestens 15 Minuten in den Kühlschrank.
  • Doch noch einmal zurück zu Siegfriedo – warum der Hahn nun nach einer Nibelungenfigur benannt ist?
  • Daniela und Danieles Sohn studiert Musik in Florenz. Er ist großer Wagner-Fan.
  • Siegfriedo – ein chinesischer Hahn – krähte wie ein charismatischer Bariton und stolzierte über den Hof. Was für ein Hähnchenleben!
  • Und was Lotte angeht – so hat sie meinem Vorzeigemodell heimlich zugeflüstert, dass der Vito doch très charmant sei. Wir werden das beobachten!
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