Warum SPA wenn man auch SPO haben kann? – Ein Kurzurlaub in Sankt Peter-Ording

Ich hatte Geburtstag. Das kommt vor. Ich habe gern Geburtstag. Am Vortag bin ich schon aufgeregt, auch jetzt noch mit 37.

Geburtstag haben ist schön! Morgens – wenn man sachte aufwacht und sich nochmal genüsslich im Bett räkelt – und dann: Congratulations and Jubilations! Sicherlich: Älterwerden ist nichts für Feiglinge. Man nehme es mit Humor – ungefähr so wie mein dänischer Opa es immer sagte: „Der Rasenmäher ist die Vorbereitung auf den Rollator!“

Aber selbst wenn meine glutenfreie Geburtstagstorte, die an meinem 94. Geburtstag von meinem 100-jährigen Vorzeigemodell auf einem Teewagen in mein Zimmer mit Meerblick geschoben wird, einem Fackelzug gleicht, werde ich die Kerzen, fit im Kopf und vielleicht etwas wackelig auf den Beinen, mit Eleganz und Bravour auspusten. Und mein Vorzeigemodell wird mir seine faltig-weiche Hand reichen „and we’re dancing cheek to cheek“.

Ja, so soll es sein!

Bis dahin feiern wir jeden einzelnen Geburtstag. Das wird mir ein Fest. Auch die Zeit dazwischen. Alle Pre-, Post- und Nicht-Geburtstage. „Viel Glück! Viel Glück!“

Da ich ein Glückskind bin – man erkennt es am roten Hut mit den weißen Punkten – habe ich 14 Tage nach Weihnachten Geburtstag. Und 7 Tage nach Silvester. Ein kleiner, eigenwilliger Steinbock. Mach die Tür zu! Ich will da durch! „Böckchen“ nannten mich Mama und Papa als ich noch eingekuschelt in Mamas Bauch war. Und als ich an dem Morgen des ersten Donnerstag des Jahres 1982 das Licht der Welt oder des Kreißsaals erblickte, war es draußen klirrend kalt, Eisschollen schwammen auf der Weser, und ich wurde aufgrund der Nabelschnur zunächst für einen Jungen gehalten. Das „Problem“ wurde mit einer Handbewegung gelöst und – tadaaaa – dort lag ich: 53 cm groß, 3.250 g schwer, rotblond, gesund und niedlich! Ich war kein zerknittertes, rot-blau-lila Baby. Ich hatte einen Wecker im Bauch, schrie nach Essen und hatte auf Krankenhaus keinen Bock. Zuhause angekommen fand ich alles super.

Geregelte Mahlzeiten find ich heut immer noch gut. Ein bisschen größer und schwerer bin ich auch geworden, rotblond bin ich immer noch, und Krankenhäuser kann ich immer noch nicht leiden.

Jedes Jahr sage ich: „Übrigens: ich bin schon da!“ und meine Liebsten wissen, was gemeint ist. 7:28 Uhr – das Küken schlüpft aus dem Ei!

Dieses Jahr fuhr das Küken mit dem Vorzeigemodell nach SPO! Nicht nach SPA, wobei Spa in SPO auch möglich ist.

Sankt Peter-Ording. Ich war noch nie dort, aber ich wollte Meer. Kurzentschlossen hatten wir am 21. oder 22. Dezember ein Hotelzimmer gebucht. Ganz in der Nähe des breiten Strandes mit den Pfahlbauten. Der Morgen des 6. Januar aber war nass und grau und so gar nicht winterlich, so gar nicht sonnig, so fürchterlich schmuddelig.

Glückspilz wäre nicht Glückspilz, wenn nicht just in dem Moment, als wir im Hotel eincheckten, der Himmel aufreißen würde. Er tat uns den Gefallen. In Gummistiefeln ging es zum Strand. Es war Flut. Das Meer war da, der Strand trotzdem noch breit genug und es regnete nicht. Aber eindeutig: Meer! Und kaum etwas anderes auf der Welt treibt mir so schnell die Glückshormone durch die Adern wie der Anblick des Meeres. Und ich sagte zu meinem Vorzeigemodell, das neben mir her schlenderte: „Mama sagte, in SPO kann man Bernstein finden!“ „Echt?“ fragt es zurück. „Jupp!“ antworte ich und blicke nach vorne. „Ähm, guck mal!“ Ich bücke mich und habe einen Bernstein in der Hand, muss Tränen lachen, weil es so urkomisch ist. Mein Vorzeigemodell macht ein Foto, stellt es in die Familiengruppe. „Der ‚ravhund‘ (Bernsteinhund) hat zugeschlagen!“ Kurze Zeit später findet der „Fotograf“ eine kleine Handvoll ebensolcher Steine.

Der Wind weht uns um die Nase, der Kopf wird frei und eine angenehme Ruhe breitet sich in uns aus. Langsam beginnt es zu dämmern, und wir gehen an dem Restaurant namens Arche zurück ins Dorf ins Hotel.

Meeresluft macht hungrig, und es hat wieder zu regnen begonnen, also nehmen wir das Auto und fahren zum Restaurant Stilbruch. Über einer bekannten gastronomischen Sylter Kette liegt das charmante und urgemütliche Restaurant, das bekannt sein soll für Fisch- und Lammspezialitäten aus der Region. Wir nehmen Platz und schauen uns um. Der runde Raum ist dekoriert mit allerlei Trödel, nicht kitschig, einfach gemütlich. Wir entscheiden uns schnell: Schollenfilets mit Nordseekrabben und Rotkohl-Rote-Bete-Salat sowie Lammteller mit Würstchen und Koteletts – zu beiden Gerichten Bratkartoffeln. Glutenfrei – kein Problem!

Das Essen ist köstlich. Über die Nordseekrabben und das Schollenfilet wurde ein Schafsfeta gerieben, der mild und leicht säuerlich mit Fisch und Salat harmoniert. Ich könnte mich reinlegen!

Und auch das Lamm schmeckt fantastisch. Wir erfahren, dass der Käse in einer Bio-Schafskäserei gemacht wird – ganz in der Nähe, und beschließen, morgen einmal dort vorbeizuschauen.

Doch mich gelüstet es nach Nachtisch, und so gibt es den Friesentraum: Vanilleeis mit Pflaumenmus und einem Schuss Eierlikör, gekrönt von einer Sahnehaube.

Und die Waffel ist glutenfrei!

Mit gefüllten Bäuchen gehen wir zufrieden in unser Hotel. Der Regen pladdert immer noch gegen die Scheiben, es ist herrlich gemütlich!

„Und nun schlafe ich in meinen Geburtstag!“ sage ich und erwache am 7. Januar von Sonnenstrahlen. Was für ein Geburtstag!

Empfehlen kann ich Euch in SPO die Dünentherme. Ein Blick auf Dünen und Meer, wenn’s nicht so stürmisch und diesig aufzieht, wie dann mittags am 7. Januar.

Außerdem Die friesische Schafskäserei in Tetenbüll.

Ansonsten – raus an den Strand und ab ans Meer!

SPO – wir kommen wieder!

7 Kommentare zu „Warum SPA wenn man auch SPO haben kann? – Ein Kurzurlaub in Sankt Peter-Ording

  1. Ich liebe SPO auch! Wir waren in den letzten 3 Jahren zweimal dort und letztes Jahr nicht. Nächstes Jahr gehen wir ganz sicher wieder. Ich vermisse diese Ruhe und diese Weite. Dein schöner Bericht hat mich wieder dahin zurückversetzt. Lieben Dank dafür. Meli

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