Episode 1: Von einer Geburtstagsreise – Glutenfrei durch Berlin

Eigentlich könnte ich mir selbst zuprosten, mir auf die Schulter klopfen und ein triumphales „Glückwunsch“ zurufen. Fast 16 Jahre ist die Diagnose „Zöliakie“ bereits her. Damals, als ich kaum 42 kg bei knappen 1,63 m auf die Waage brachte. Damals, als mich alle bemitleideten, dass ich „all diese leckeren Dinge nicht mehr essen durfte – nie wieder“, ich aber hingegen froh war, da ich endlich wusste, was mit mir los war. Damals, als ich in Foren und Büchern las, dass es in etwa zwei Jahre braucht, bis man dieses „glutenfrei“ in Fleisch und Blut innehat. Für mich fiel irgendwie keine Welt zusammen, für mich tat sich eine neue Welt auf.

Doch apropos Glückwunsch. Anlässlich meines Geburtstages fuhren wir – mein Vorzeigemodell und ich – ein paar Tage in die Hauptstadt. Sonntag bis Mittwoch, das sollten zwei Landeier doch in Ku’Damm-Nähe aushalten. Gesagt, getan, geplant, gebucht.

Ork wäre nicht Ork und Fliegenpilz nicht Fliegenpilz, wenn bei der Planung nicht doch ein winziger Flohmarkt herausspringen würde. Und so ging es am Sonntag in aller Herrgottsfrühe los. Der Sonne entgegen. Erfrischende Temperaturen um den Gefrierpunkt und irgendwann ein Sonnenaufgang in den schönsten Orange- und Rottönen.

Erster Haltepunkt: Arkonaplatz. Der Flohmarkt ganz in der Nähe der historisch berühmten Bernauer Straße findet jeden Sonntag statt, und ist klein, aber fein und sehr charmant. Dieser Flohmarkt lädt Alt und Jung zum Trödeln ein. Von Möbeln und Designer-Lampen über spannende Vintage-Mode, Porzellan und DDR-Ware, Langspielplatten und Kassetten – das Flohmarktliebhaber-Herz schlägt hier höher – definitiv.

Als wir so dahinschlendern und unsere kalten Zehen in den Schuhen bewegen, fällt mein Blick auf ein paar Kinderhaarspangen in Marienkäferform. Allerliebst, und auch wenn eine Spange fehlt – das Trödelherz pocht wild. Ich könnte das in einen tollen Rahmen packen und es dekorativ an die Wand hängen. Das Vorzeigemodell deutet meinen Blick richtig. Es wird verhandelt, und die Marienkäfer fliegen zu mir.

Nicht weit entfernt, baut ein etwas hektischer Mann seinen bunten Stand noch auf. Doch das geschulte Auge fällt auf einige traumhafte Mid-Century-Stücke, auf wunderschöne Vintage-Mode und auf einen dicken Norwegerpulli – in 146. Zwei 60er Jahre Apfelgläser müssen noch mit, dazu noch ein netter Plausch mit dem sympathischen Mann mit charmantem französischen Akzent.

Wir bummeln weiter, gehen zum Mauerpark. Dort ist sonntags auch Floh- und Designmarkt. Heute liegt der Fokus mehr auf Design. Die Streetfood-Meile verströmt Essensdüfte aus aller Herren Länder.

Während ich noch den größten Matschpfützen auszuweichen versuche, ruft mein Vorzeigemodell plötzlich aus: „Glutenfrei! Da!“ Ich schaue nur ziellos durch die Gegend. „Hä? Wo denn?“ frage ich. „Na dort!“ sagt er und fuchtelt mir vor der Nase herum. Ich sehe immer noch nichts, nur eine lange Schlange vor einem Wagen, auf dem drei Menschen stehen, und aus dem südamerikanische Musik schwillt. Dann entdecke ich endlich das Schild:

Die sogenannten Arepas werden frisch zubereitet. Eine Person backt die Maisfladen, eine Person füllt sie nach der gewünschten Bestellung und eine Person nimmt die Bestellung auf und kassiert. Der Duft ist verführerisch, der Magen knurrt, wir stellen uns an und entscheiden uns für „Con Todo“ und „Pelúa“. Und was soll ich sagen – es ist köstlich!

Wir gehen frisch gestärkt weiter, und die Schlange ist sogar noch länger.

Wir haben noch Zeit bis zum Check-in, also halten wir noch am Flohmarkt an der Straße des 17. Juni. Der Flohmarkt ist immer einen Besuch wert, und trotz der Kälte sind viele Stände dort, doch auch alle dick eingepackt und in freudiger Erwartung des Flohmarktendes. Ich kann es Ihnen nicht verübeln, denn auch mir ist kalt, und ich freue mich, dass unsere kleine Unterkunft eine Badewanne hat, in die ich abends auch erschöpft, aber zufrieden sinke.

„Morgen“, sagt mein Vorzeigemodell, „ist ein neuer Tag, und wir haben noch so viel Schönes vor!“

„Ja!“ sage ich und kuschele mich in das Bett, das wir vorher mit vereinten Kräften ausziehen mussten. Zwischen Flohmarkt und Badewanne lagen noch heiße Schokolade bei Rausch und Pizza bei Vapiano, und ich bin zusätzlich zu erschöpft und zufrieden auch satt und entspannt. „Morgen gehts nach Kreuzberg!“ Berlin – ick freu mir!

Flohmarkt-Tipps auf einen Blick:

Glutenfreie Tipps auf einen Blick:

4 Kommentare zu „Episode 1: Von einer Geburtstagsreise – Glutenfrei durch Berlin

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